Der 90. Geburtstag...
Argh, ich bin am Montag um 6:30 Uhr aufgestanden, diese Zeit ist mir inzwischen schon richtig fremd geworden, aber da mußte ich durch und überstanden hab ich es auch. Kurz nach 8 Uhr stand ich dann mit Sack und Pack und Tüten Ostbahnhof und plünderte die dort ansässigen Drogeriemärkte, Zeitschriftenstände und Nahrungsmittellieferanten ehe ich mich, die Mama nicht findend, auf den Bahnsteig begab und sie dort fand. Ja ja, so ist das in unserer Familie, wir telefonieren zwar am Abend zuvor, weil ich keinen Radiergummi finde, aber das wir uns einen Treffpunkte einfallen lassen, nööööö. Pünktlich um 8:40 Uhr fuhr unser ICE ein und schätzungsweise eine halbe Stunde später hatte ich den Großteil meines Proviants schon verfuttert, sehr clever, denn in Düsseldorf sollten wir erst um 13 Uhr und in Hilden Süd um 13:28 Uhr sein. Es kam freilich wie es kommen mußte, statt über Bochum fuhren wir aufgrund einer Baustelle über Gelsenkirchen und hatten prompt 16 Minuten Verspätung, somit war die S-Bahn weg und die Enkelin des Geburtstagskindes stand 20 Minuten länger im Regen.
Unsere Übernachtungsgelegenheit war ein kleines Hotel am Rande von Hilden, mit einem brummeligen Hausherren, dem man vielleicht mal ein Handbüchlein zum Thema höflicher Umgang mit Gästen schenken sollte. Ohne seinen Blick von den Reservierungslisten zu heben, konnte er auch schlecht feststellen, dass ich nicht mein Papa war und somit meine Mama und ich kein Ehepaar waren, immerhin veranstaltete er nur ein kleines Drama. Das Gemäuer war alt, die Zimmer schlicht, unseres aber direkt unter dem Dach, für eine Nacht völlig ausreichend. Eine gute Stunde hatten wir Zeit uns frisch zu machen, ehe besagte Enkelin uns wieder abholen und zum Geburtstagskind fahren würde.
Als wir in dem kleinen, mit Teppich ausgelegten Hausflur standen und das Geburtstagkind, meine Großcousine, in ihrem betagten Alter die Tür öffnete, war mir schon ziemlich mulmig zu mute. Gingen mir doch ihre Worte, das Leben zu genießen und erst hinterher Kinder zu bekommen, plötzlich nicht mehr aus dem Kopf, das hatte sie mir zwar vor fast 7 Jahren gesagt, aber auf einmal waren sie wieder da. Sie freute sich so sehr mich zu sehen, nahm mich fest in ihre dürren Arme, doch ihr Blick verriet, dass sie meinen nicht mehr ganz so kleinen Bauch sofort gesehen hatte, sagen tat sie jedoch nichts. Wenig später saßen wir im Wohnzimmer, es gab Sekt und Orangensaft, pur oder gemixt oder pur. Ihr Wunsch endlich ihrem geliebten, aber längst verstorbenen Mann folgen zu dürfen, ließ mich mit den Tränen kämpfen. Sie hat ihn schon so oft geäußert doch bisher blieb er ihr immer verwehrt. Zum wiederholten Male wurde der Besuch des Oberbürgermeisters beziehungsweise seiner Sekretärin erzählt und bis 17:30 Uhr waren schließllich alle Gäste eingetrudelt, so dass wir wieder aufgescheucht, auf diverse Autos verteilt und zum Restaurant chauffiert wurden.
Was für ein Restaurant. Ein Kellner, der mir an der Tür meine Jacke abnimmt, wow. Ein Saal mit einer riesigen, wunderschön gedeckten Tafel, ein vor sich hin knisternder Kamin, es war herrlich. Zur Begrüßung gab es wieder ein Gläschen Sekt, vermutlich war es Champagner, aber was weiß ich, ich hab wieder ein Glas Orangensaft getrunken. Die Familie und Freunde, mehr alt als jung, aber bei einem 90. Geburtstag nicht anders zu erwarten, verteilte sich an kleinen Tischchen, man gab seine Begeisterung der Räumlichkeit kund, überhäufte die Enkelin mit Lob über ihren guten Geschmack und erzählte von der guten, alten Zeit. Der Gruß aus der Küche wurde angekündigt, die Gäste nahmen ihre Plätze ein und ich wählte - fälschlicherweise - den Platz ganz vorn, nahe dem Kamin. Der Abend wird mir noch lange eine Lektion zum Thema Kamin sein, denn schon nach einer halben Stunde, wünschte ich mir nicht sehnlicheres den Moment herbei, in dem das letzte Holz verbrannt und die Glut verglimmt wäre. Nach dem hauchdünnen Scheibchen Merrettichterrine mit Rote Bete-Gelee an Fischfiletchens, folgte eine Feldsalätchen mit gepökelten Entenbrutscheibchen und einem Kürbiscremeschaumsüppchen mit gerösteten Pinienkernen, der Hauptgang war für mich Filet vom Rehrücken an einer Variation von Gemüse und Kartoffelrösti mit Preiselbeeren mit einer äußerst leckeren Portweinsauce und zum Dessert Zimteis mit marinierten Pflaumen auf Marsallazabaioneschaum. Oh ja, ich liebe diese vornehme Küche, mit ihren minimalistischen Portionen. Als während der Hauptspeise die Enkelin zu meiner Linken ihrem Göttergatten zuflüsterte, dass sie jetzt schon satt sei und man das Dessert doch noch etwas herauszögern sollte, legte sich meine Stirn in leichte Falten und ich grübelte, ob ich nicht irgendwo in der Nähe des Hotels ein Werbeschild einer bekannten Fastfoodkette gesehen hatte um dort meinen Hunger halbwegs zu stillen. Mama zu meiner Rechten wies mich zum vermutlich zehntausendsten Male daraufhin, dem Geburtstagskind unbedingt noch zu sagen, dass ich schwanger bin. Hallo? wie sagt man das? Schlußendlich faßte ich mir dann doch ein Herz, setzte mich auf den freien Platz neben ihr und noch ehe ich etwas sagen konnte, fragte sie mich, wie es der werdenen Mutter ginge. Das nenne ich Massel gehabt.
Um 8:30 Uhr sollte heut für mich die Nacht vorbei sein, aber Mama trabte schon um kurz vor 8 Uhr unter die Dusche, so dass von Schlafen nicht mehr die Rede sein konnte. Das Frühstück ließ zu wünschen übrig. Wir bestellten uns ein Taxi zum Bahnhof, erwischten ohne Hast einen Zug eher als geplant und hatten dann unglaublich langweilige zwei Stunden Zeit bis unser Zug von Düsseldorf gen Heimat fuhr. Die Erkundung der Gegend rund um den Hauptbahnhof brachen wir rasch wieder ab und flüchteten in ein Restaurant um bei Apelstrudel und Vanillesauce die Zeit weiter totzuschlagen. Natürlich verzögerte sich auch unsere Rückfahrt, aber schließlich waren wir endlich wieder in Berlin. Hasi erwartete uns am Bahnhof, wir fuhren Mama heim und dann waren auch wir zu Hause, herrlich.
Unsere Übernachtungsgelegenheit war ein kleines Hotel am Rande von Hilden, mit einem brummeligen Hausherren, dem man vielleicht mal ein Handbüchlein zum Thema höflicher Umgang mit Gästen schenken sollte. Ohne seinen Blick von den Reservierungslisten zu heben, konnte er auch schlecht feststellen, dass ich nicht mein Papa war und somit meine Mama und ich kein Ehepaar waren, immerhin veranstaltete er nur ein kleines Drama. Das Gemäuer war alt, die Zimmer schlicht, unseres aber direkt unter dem Dach, für eine Nacht völlig ausreichend. Eine gute Stunde hatten wir Zeit uns frisch zu machen, ehe besagte Enkelin uns wieder abholen und zum Geburtstagskind fahren würde.
Als wir in dem kleinen, mit Teppich ausgelegten Hausflur standen und das Geburtstagkind, meine Großcousine, in ihrem betagten Alter die Tür öffnete, war mir schon ziemlich mulmig zu mute. Gingen mir doch ihre Worte, das Leben zu genießen und erst hinterher Kinder zu bekommen, plötzlich nicht mehr aus dem Kopf, das hatte sie mir zwar vor fast 7 Jahren gesagt, aber auf einmal waren sie wieder da. Sie freute sich so sehr mich zu sehen, nahm mich fest in ihre dürren Arme, doch ihr Blick verriet, dass sie meinen nicht mehr ganz so kleinen Bauch sofort gesehen hatte, sagen tat sie jedoch nichts. Wenig später saßen wir im Wohnzimmer, es gab Sekt und Orangensaft, pur oder gemixt oder pur. Ihr Wunsch endlich ihrem geliebten, aber längst verstorbenen Mann folgen zu dürfen, ließ mich mit den Tränen kämpfen. Sie hat ihn schon so oft geäußert doch bisher blieb er ihr immer verwehrt. Zum wiederholten Male wurde der Besuch des Oberbürgermeisters beziehungsweise seiner Sekretärin erzählt und bis 17:30 Uhr waren schließllich alle Gäste eingetrudelt, so dass wir wieder aufgescheucht, auf diverse Autos verteilt und zum Restaurant chauffiert wurden.
Was für ein Restaurant. Ein Kellner, der mir an der Tür meine Jacke abnimmt, wow. Ein Saal mit einer riesigen, wunderschön gedeckten Tafel, ein vor sich hin knisternder Kamin, es war herrlich. Zur Begrüßung gab es wieder ein Gläschen Sekt, vermutlich war es Champagner, aber was weiß ich, ich hab wieder ein Glas Orangensaft getrunken. Die Familie und Freunde, mehr alt als jung, aber bei einem 90. Geburtstag nicht anders zu erwarten, verteilte sich an kleinen Tischchen, man gab seine Begeisterung der Räumlichkeit kund, überhäufte die Enkelin mit Lob über ihren guten Geschmack und erzählte von der guten, alten Zeit. Der Gruß aus der Küche wurde angekündigt, die Gäste nahmen ihre Plätze ein und ich wählte - fälschlicherweise - den Platz ganz vorn, nahe dem Kamin. Der Abend wird mir noch lange eine Lektion zum Thema Kamin sein, denn schon nach einer halben Stunde, wünschte ich mir nicht sehnlicheres den Moment herbei, in dem das letzte Holz verbrannt und die Glut verglimmt wäre. Nach dem hauchdünnen Scheibchen Merrettichterrine mit Rote Bete-Gelee an Fischfiletchens, folgte eine Feldsalätchen mit gepökelten Entenbrutscheibchen und einem Kürbiscremeschaumsüppchen mit gerösteten Pinienkernen, der Hauptgang war für mich Filet vom Rehrücken an einer Variation von Gemüse und Kartoffelrösti mit Preiselbeeren mit einer äußerst leckeren Portweinsauce und zum Dessert Zimteis mit marinierten Pflaumen auf Marsallazabaioneschaum. Oh ja, ich liebe diese vornehme Küche, mit ihren minimalistischen Portionen. Als während der Hauptspeise die Enkelin zu meiner Linken ihrem Göttergatten zuflüsterte, dass sie jetzt schon satt sei und man das Dessert doch noch etwas herauszögern sollte, legte sich meine Stirn in leichte Falten und ich grübelte, ob ich nicht irgendwo in der Nähe des Hotels ein Werbeschild einer bekannten Fastfoodkette gesehen hatte um dort meinen Hunger halbwegs zu stillen. Mama zu meiner Rechten wies mich zum vermutlich zehntausendsten Male daraufhin, dem Geburtstagskind unbedingt noch zu sagen, dass ich schwanger bin. Hallo? wie sagt man das? Schlußendlich faßte ich mir dann doch ein Herz, setzte mich auf den freien Platz neben ihr und noch ehe ich etwas sagen konnte, fragte sie mich, wie es der werdenen Mutter ginge. Das nenne ich Massel gehabt.
Um 8:30 Uhr sollte heut für mich die Nacht vorbei sein, aber Mama trabte schon um kurz vor 8 Uhr unter die Dusche, so dass von Schlafen nicht mehr die Rede sein konnte. Das Frühstück ließ zu wünschen übrig. Wir bestellten uns ein Taxi zum Bahnhof, erwischten ohne Hast einen Zug eher als geplant und hatten dann unglaublich langweilige zwei Stunden Zeit bis unser Zug von Düsseldorf gen Heimat fuhr. Die Erkundung der Gegend rund um den Hauptbahnhof brachen wir rasch wieder ab und flüchteten in ein Restaurant um bei Apelstrudel und Vanillesauce die Zeit weiter totzuschlagen. Natürlich verzögerte sich auch unsere Rückfahrt, aber schließlich waren wir endlich wieder in Berlin. Hasi erwartete uns am Bahnhof, wir fuhren Mama heim und dann waren auch wir zu Hause, herrlich.
Das Schnuckelchen - 30. Oktober, 22:15



