Jetzt fängt meine Mama auch noch an!!! Wie es UNS denn geht. Mir geht es gut und Mausi zappelt, wenn ich mich ins Bett lege und einschlafen will. Was man durchaus als ihr geht es auch gut bezeichnen könnte.
Das Schnuckelchen - 2. März, 11:52
Letzte Woche blinkte plötzlich die Motoranzeige im Auto meines Papas auf. Die Herren in der Werkstatt seines Vertrauens lösten das Problem und empfahlen ihm einen kleinen Ausflug zu machen. Nach Dresden zum Beispiel, sich die Frauenkirche angucken. Fand mein Papa nicht so toll, lieber würde er ein paar Kilometer weiter fahren und sich in Tschechien Bier kaufen. Gesagt, getan.
So fing mein Tag heute mal richtig früh an, um 5:25 Uhr klingelte mein Wecker. Aufstehen, anziehen, Kaninchen füttern, losgehen. Hasi hat mich zum Bahnhof gebracht und prompt fiel mir wieder ein, warum ich die S-Bahn GmbH nicht mag: Statt einer Zielstation waren 3 gezogen und fröhlich blinkte die Anzeige "Ansage beachten". Unglaublicherweise kam meine Bahn dennoch pünktlich und fuhr auch glattweg in die richtige Richtung, der Heimat entgegen. Freilich war ich viel zu früh da, aber wir wollten ja sowieso zeitig los. Nachdem Frühstück schwang ich mich also hinter das Steuer, quälte das Auto auf den ersten paar Kilometern, weil er doch irgendwie größer und gewaltiger ist als mein eigenes. Pullerpause am Freienhufener Eck und weiter bis zum DutyFree Shop zwischen Deutschland und Tschechien, da haben Papa und ich dann das Steuer getauscht, weil ich mich im Ausland nicht wirklich zu fahren traue, die Straßen sind doch gaaanz anders. Prince Charming stand statt im Eingangsbereich und machte eine Umfrage zum Thema "wie können wir unseren Laden verbessern". Es war noch früh am Tage, also hatten wir kein Problem, dem jungen Mann einige Fragen zu beantworten. Aber als die Frage zum Alter kam, sprang der Kerl mit Anlauf und beiden Beinen voran ins Fettnäpfchen. Da guckt er mich an und fragt glattweg, ob es so zwischen 35 und 45 wäre. Äh, nein, wohl kaum. Aber mein ungläubiger Blick muss gereicht haben, denn er wechselte hübsch die Gesichtsfarbe in ein kräftiges dunkelrot. Selbst Mamas Rettungsversuch, das der Familiendurchschnitt damit sehr positiv dargestellt werden würde, konnte es nicht mehr retten. Scheiße, sehe ich wirklich so alt aus???
Von da aus ging es dann jedenfalls weiter zum Supermarkt meines Vertrauens, nach knapp 2 Stunden stöbern und in den Einkaufswagen packen, war ich um 55 € ärmer, aber dafür hab ich jetzt wieder 3 Liter Spülmittel, 4 Flaschen Haarshampoo, 6 Packungen Zahnpasta und diverse leckere Kleinigkeiten, wie Hörnchen, Brötchen, Keks und Plunderteilchen. Nach dem Einkauf fuhren wir in ein super leckeres Restaurant am anderen Ende von Decin, ich hab meinen Magen mit einem Hühnerbrustfilet im Teigmantel gefüllt mit Zwetschgen auf Zwetschgensauce mit Kartoffelkroketten verwöhnt, sehr lecker, und zum Nachtisch hab ich noch einen klitzekleinen Becher mit Vanilleeis und heißen Himbeeren und einem Hauch Sahne verputzt. Ja, danach war ich satt und zufrieden. Meinen Eltern ging es da nicht anders und so traten wir wohl gefüllt die Heimreise an.
Das Schnuckelchen - 14. Januar, 22:43
Eigentlich könnte doch so jede Woche beginnen, ich war gegen 14 Uhr mit Papa verabredet, zum Bummeln. Er braucht ganz dringend ein Geschenk für Mama, die am Mittwoch Geburtstag hat und ich brauche so einiges, vornehmlich aber einen Chauffeur. Von daher begann unser Ausflug beim Möbelhaus, ich wollte mir noch einmal diese ultra-geniale grüngestreifte Tapete anschauen und vorallem ausmessen. Sie ist zwar schmaler als sie sollte, aber der Handwerker an meiner Seite meinte, mit ganz viel Kleber und langem Durchweichenlassen sollte sie auch auf der bisherigen Raufasertapete halten. Jetzt muss ich das nur noch dem Mann ein meiner anderen Seite verklickern und das er das machen darfkannmuss. Weiter gings zum Baumarkt Kaninchenfutter und einen Einlegeboden für den Küchenschrank kaufen, ich brauche nämlich langsam aber sicher mehr Ablagefläche für meine diversen Backutensilien, schließlich kommt mit der kalten ungemütlichen Jahreszeit bei mir die Backtrude durch und die zeichnet sich auch durch den Neukauf verschiedenster Förmchens, Blechchens und sonstigem Krimskrams aus. Von dort aus gings in die nahegelegende Einkaufspassage, Papa zum Kauf der letzten fehlenden Zutaten für die Geburtstagsfresserchens und natürlich des Geschenks und ich fürs Heute, Jetzt und Gleich. Das Geschenk ging recht zügig, man nehme Mamas derzeit benutzte Körperpflegeprodukte und gucke nach einer Geschenkpackung dessen und voilà ein Geschenk, Geschenkpapier dazu und fertig. Zutaten fürs Fresserchen waren auch nicht schwer, stand alles auf einem Zettel. Nur der letzte Schliff für die Tischdeko war wahrlich harrig, denn Anfang November noch etwas zum Thema Herbst zu finden, ist schlichtweg unmöglich. In den hinterstens, tiefsten und schon leicht angestaubten Ecken fanden wir glücklicherweise doch noch einige Reste, die halbwegs unseren Geschmack trafen und im Stillen machten wir jeder unsere Notiz im nächsten Jahr schon gleich nach Ostern mit den Vorbereitungen anzufangen. Nach dem Einkauf, einem kleinen Snack und der Erkenntnis, das wir Shoppingtouren nicht mehr gewöhnt sind, verstauten wir unsere Beute und machten uns auf den Heimweg, zum Einwickeln und hoffen, dass es wirklich das Richtige ist und Mama sich freut.
Das Schnuckelchen - 5. November, 19:51
Argh, ich bin am Montag um 6:30 Uhr aufgestanden, diese Zeit ist mir inzwischen schon richtig fremd geworden, aber da mußte ich durch und überstanden hab ich es auch. Kurz nach 8 Uhr stand ich dann mit Sack und Pack und Tüten Ostbahnhof und plünderte die dort ansässigen Drogeriemärkte, Zeitschriftenstände und Nahrungsmittellieferanten ehe ich mich, die Mama nicht findend, auf den Bahnsteig begab und sie dort fand. Ja ja, so ist das in unserer Familie, wir telefonieren zwar am Abend zuvor, weil ich keinen Radiergummi finde, aber das wir uns einen Treffpunkte einfallen lassen, nööööö. Pünktlich um 8:40 Uhr fuhr unser ICE ein und schätzungsweise eine halbe Stunde später hatte ich den Großteil meines Proviants schon verfuttert, sehr clever, denn in Düsseldorf sollten wir erst um 13 Uhr und in Hilden Süd um 13:28 Uhr sein. Es kam freilich wie es kommen mußte, statt über Bochum fuhren wir aufgrund einer Baustelle über Gelsenkirchen und hatten prompt 16 Minuten Verspätung, somit war die S-Bahn weg und die Enkelin des Geburtstagskindes stand 20 Minuten länger im Regen.
Unsere Übernachtungsgelegenheit war ein kleines Hotel am Rande von Hilden, mit einem brummeligen Hausherren, dem man vielleicht mal ein Handbüchlein zum Thema höflicher Umgang mit Gästen schenken sollte. Ohne seinen Blick von den Reservierungslisten zu heben, konnte er auch schlecht feststellen, dass ich nicht mein Papa war und somit meine Mama und ich kein Ehepaar waren, immerhin veranstaltete er nur ein kleines Drama. Das Gemäuer war alt, die Zimmer schlicht, unseres aber direkt unter dem Dach, für eine Nacht völlig ausreichend. Eine gute Stunde hatten wir Zeit uns frisch zu machen, ehe besagte Enkelin uns wieder abholen und zum Geburtstagskind fahren würde.
Als wir in dem kleinen, mit Teppich ausgelegten Hausflur standen und das Geburtstagkind, meine Großcousine, in ihrem betagten Alter die Tür öffnete, war mir schon ziemlich mulmig zu mute. Gingen mir doch ihre Worte, das Leben zu genießen und erst hinterher Kinder zu bekommen, plötzlich nicht mehr aus dem Kopf, das hatte sie mir zwar vor fast 7 Jahren gesagt, aber auf einmal waren sie wieder da. Sie freute sich so sehr mich zu sehen, nahm mich fest in ihre dürren Arme, doch ihr Blick verriet, dass sie meinen nicht mehr ganz so kleinen Bauch sofort gesehen hatte, sagen tat sie jedoch nichts. Wenig später saßen wir im Wohnzimmer, es gab Sekt und Orangensaft, pur oder gemixt oder pur. Ihr Wunsch endlich ihrem geliebten, aber längst verstorbenen Mann folgen zu dürfen, ließ mich mit den Tränen kämpfen. Sie hat ihn schon so oft geäußert doch bisher blieb er ihr immer verwehrt. Zum wiederholten Male wurde der Besuch des Oberbürgermeisters beziehungsweise seiner Sekretärin erzählt und bis 17:30 Uhr waren schließllich alle Gäste eingetrudelt, so dass wir wieder aufgescheucht, auf diverse Autos verteilt und zum Restaurant chauffiert wurden.
Was für ein Restaurant. Ein Kellner, der mir an der Tür meine Jacke abnimmt, wow. Ein Saal mit einer riesigen, wunderschön gedeckten Tafel, ein vor sich hin knisternder Kamin, es war herrlich. Zur Begrüßung gab es wieder ein Gläschen Sekt, vermutlich war es Champagner, aber was weiß ich, ich hab wieder ein Glas Orangensaft getrunken. Die Familie und Freunde, mehr alt als jung, aber bei einem 90. Geburtstag nicht anders zu erwarten, verteilte sich an kleinen Tischchen, man gab seine Begeisterung der Räumlichkeit kund, überhäufte die Enkelin mit Lob über ihren guten Geschmack und erzählte von der guten, alten Zeit. Der Gruß aus der Küche wurde angekündigt, die Gäste nahmen ihre Plätze ein und ich wählte - fälschlicherweise - den Platz ganz vorn, nahe dem Kamin. Der Abend wird mir noch lange eine Lektion zum Thema Kamin sein, denn schon nach einer halben Stunde, wünschte ich mir nicht sehnlicheres den Moment herbei, in dem das letzte Holz verbrannt und die Glut verglimmt wäre. Nach dem hauchdünnen Scheibchen Merrettichterrine mit Rote Bete-Gelee an Fischfiletchens, folgte eine Feldsalätchen mit gepökelten Entenbrutscheibchen und einem Kürbiscremeschaumsüppchen mit gerösteten Pinienkernen, der Hauptgang war für mich Filet vom Rehrücken an einer Variation von Gemüse und Kartoffelrösti mit Preiselbeeren mit einer äußerst leckeren Portweinsauce und zum Dessert Zimteis mit marinierten Pflaumen auf Marsallazabaioneschaum. Oh ja, ich liebe diese vornehme Küche, mit ihren minimalistischen Portionen. Als während der Hauptspeise die Enkelin zu meiner Linken ihrem Göttergatten zuflüsterte, dass sie jetzt schon satt sei und man das Dessert doch noch etwas herauszögern sollte, legte sich meine Stirn in leichte Falten und ich grübelte, ob ich nicht irgendwo in der Nähe des Hotels ein Werbeschild einer bekannten Fastfoodkette gesehen hatte um dort meinen Hunger halbwegs zu stillen. Mama zu meiner Rechten wies mich zum vermutlich zehntausendsten Male daraufhin, dem Geburtstagskind unbedingt noch zu sagen, dass ich schwanger bin. Hallo? wie sagt man das? Schlußendlich faßte ich mir dann doch ein Herz, setzte mich auf den freien Platz neben ihr und noch ehe ich etwas sagen konnte, fragte sie mich, wie es der werdenen Mutter ginge. Das nenne ich Massel gehabt.
Um 8:30 Uhr sollte heut für mich die Nacht vorbei sein, aber Mama trabte schon um kurz vor 8 Uhr unter die Dusche, so dass von Schlafen nicht mehr die Rede sein konnte. Das Frühstück ließ zu wünschen übrig. Wir bestellten uns ein Taxi zum Bahnhof, erwischten ohne Hast einen Zug eher als geplant und hatten dann unglaublich langweilige zwei Stunden Zeit bis unser Zug von Düsseldorf gen Heimat fuhr. Die Erkundung der Gegend rund um den Hauptbahnhof brachen wir rasch wieder ab und flüchteten in ein Restaurant um bei Apelstrudel und Vanillesauce die Zeit weiter totzuschlagen. Natürlich verzögerte sich auch unsere Rückfahrt, aber schließlich waren wir endlich wieder in Berlin. Hasi erwartete uns am Bahnhof, wir fuhren Mama heim und dann waren auch wir zu Hause, herrlich.
Das Schnuckelchen - 30. Oktober, 22:15